Von Cottbus lernen: ein Schritt Richtung Sportstadt Luckenwalde
Ein erster Schritt: Heute führte uns unser Weg nach Cottbus, eine Stadt, die im Hinblick auf Sportförderung, Vereinsarbeit und Talententwicklung vieles richtig zu machen scheint. Wir hatten die großartige Gelegenheit, mit Ralf Zwoch, dem Werkleiter und Geschäftsführer des Sportstättenbetriebs der Stadt Cottbus, sowie Sebastian Grothe, Geschäftsführer des Stadtsportbundes, ins Gespräch zu kommen. Beide sind nicht nur Experten auf ihrem Gebiet, sondern auch tief im Sport verwurzelt: Ralf Zwoch als ehemaliger Stabhochspringer und Sebastian Grothe als einstiges Cottbusser Eigengewächs im Boxsport.
Was uns verbindet, ist nicht nur die Liebe zum Sport, sondern auch die Sprache, die wir alle sprechen – die des Sports. Doch während Cottbus beeindruckende Entwicklungen vorweisen kann, hat der Sport in Luckenwalde in den vergangenen Jahren erheblich gelitten. Dies ist jedoch nicht nur das Ergebnis aktueller Entwicklungen, sondern auch früherer Fehlentscheidungen.

Rückblick auf gemachte Fehler
Eine der gravierendsten Entscheidungen war die Umwandlung der einst sportbetonten Gesamtschule in eine Oberschule, was den Verlust der Sekundarstufe II bedeutete. Doch was genau heißt das?
- Die Sekundarstufen im Überblick: In Deutschland ist das Schulsystem in verschiedene Phasen unterteilt:
- Sekundarstufe I: Diese umfasst die Klassen 5 bis 10 und vermittelt eine grundlegende Schulbildung. Sie endet in der Regel mit einem Abschluss wie der Mittleren Reife (Realschulabschluss) oder dem Hauptschulabschluss.
- Sekundarstufe II: Diese baut darauf auf und umfasst die gymnasiale Oberstufe (Klassen 11 bis 13) sowie berufliche Bildungsgänge. Sie ist der Weg zum Abitur, das wiederum eine Voraussetzung für ein Studium ist.
Mit dem Verlust der Sekundarstufe II in Luckenwalde ist der gymnasiale Weg für sportbegabte Kinder innerhalb der sportbetonten Schule nicht mehr möglich. Für Eltern ist es essenziell, dass ihre Kinder neben sportlicher Förderung auch die Möglichkeit auf eine akademische Zukunft haben. Ohne diese Perspektive wird es schwer, Talente in Luckenwalde zu halten oder Neue für das Wohnheim zu gewinnen. Eine Zusammenarbeit mit dem lokalen Gymnasium könnte helfen, doch diese existiert aktuell nur in Ansätzen.
Zusätzlich fehlt es in Luckenwalde an Transparenz. Eltern können oft nicht die notwendigen Informationen zur Schule, Wohnheim, Training, Preisen oder Rahmenprogrammen einsehen. Während Städte wie Cottbus oder Frankfurt (Oder) mit umfassenden und aufklärenden Internetseiten überzeugen, bleibt dies in Luckenwalde eine Baustelle.
Auch finanziell steht das Wohnheim vor Herausforderungen. Hier spielt unter anderem das Finanzausgleichsgesetz (FAG) eine entscheidende Rolle.
Das Finanzausgleichsgesetz (FAG) – Was ist das?
Das FAG regelt in Deutschland die Verteilung finanzieller Mittel zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Ziel ist es, finanzschwächere Kommunen zu unterstützen, um eine möglichst gleichwertige Lebensqualität zu gewährleisten. In der Praxis bedeutet dies, dass Städte und Gemeinden Gelder zum Ausgleich finanzieller Unterschiede erhalten können.
Für Luckenwalde ist der Verlust der Ausgleichszahlungen aus dem FAG besonders gravierend. Die Stadt muss das Wohnheim ohne diese Unterstützung finanzieren, was den Haushalt erheblich belastet. Dabei könnten Ausgleichszahlungen, etwa für die Bereitstellung von Infrastruktur für Sporttalente, helfen, diese finanzielle Last zu mindern und neue Perspektiven zu schaffen.
Einblicke aus Cottbus – Was können wir übernehmen?
Unser Besuch in Cottbus stand unter der Leitfrage: Wie schaffen es die Cottbusser, ihre Strukturen so erfolgreich zu gestalten? Dabei ging es unter anderem um folgende Themen:
- Vereinsarbeit und Hauptamtlichkeit: Wie kooperieren Stadtsportbund und Vereine, um gemeinsam erfolgreich zu arbeiten?
- Internatsmanagement: Wie wird es geschafft, das Internat vollständig zu belegen und welche Maßnahmen sichern den Nachwuchs?
- Finanzierung und Fördermittel: Welche EU-, Bundes-, Landes- und Kreismittel werden genutzt? Welche Rolle spielen Stiftungen?
- Sportstättenmanagement: Wie werden die Anlagen effizient gemanagt und finanziert?
- Talente anziehen und halten: Welche Strategien helfen, Leistungskader in der Stadt zu fördern und zu integrieren?
- Veranstaltungen als Werbeplattform: Wie nutzt der Stadtsportbund Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Vereinen, um die Stadt positiv zu präsentieren?
Diese Fragen standen im Zentrum unseres Besuchs. Die Antworten und Erkenntnisse, die wir erhalten haben, sind von unschätzbarem Wert.

Die nächsten Schritte: Kleine Erfolge statt große Sprünge
Eine Erkenntnis, die ich heute mitgenommen habe, ist klar: Es reicht nicht aus zu sagen, „wir sind wieder da“. Luckenwalde muss seinen eigenen Weg finden – mit kleinen, realisierbaren Schritten. Es ist entscheidend, die Stadt und ihre Bürger mitzunehmen und von einer Neuausrichtung zu überzeugen, auch wenn dies zunächst ohne Kostenerstattungen erfolgen muss.
Die Öffnung des Wohnheims für weitere Sportarten ist hierbei ein wichtiger Ansatz. Zugleich bedarf es intensiver Netzwerkarbeit in den Ministerien und Verbänden, um langfristig wieder den Status einer Eliteschule des Sports anzustreben.
Ein Blick auf Cottbus zeigt, wie herausfordernd dies werden kann: Während Cottbus als Leistungszentrum für Männerhandball gilt und Frankfurt (Oder) für Frauenhandball, ist auch bei den Ringern dieser „Markt“ bereits aufgeteilt. Dies verdeutlicht, dass es verdammt schwer wird, das leichtfertig Verlorene zurückzugewinnen. Aber: Es ist nicht unmöglich.

Der Weg nach vorn
Unser Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse aus Cottbus in Luckenwalde umzusetzen – auf unsere eigene, überschaubare Weise. Wir möchten unsere Vereine besser vernetzen, das Wohnheim wiederbeleben und neue Wege finden, um den Sport zu fördern. Es ist klar, dass dies eine Mammutaufgabe ist, doch mit Engagement, Zusammenarbeit und den richtigen Mitteln ist vieles möglich.
Ein großer Dank geht an Ralf Zwoch und Sebastian Grothe, die uns heute über zwei Stunden lang wertvolle Einblicke gegeben haben, sowie an Kai-Uwe Weilmünster, Präsident des LHC Cottbus, der diesen Besuch für uns organisiert hat.
Ich bleibe dran, denn eines steht fest: Der Sport in Luckenwalde hat eine Zukunft, und wir werden daran arbeiten, diese Zukunft aktiv zu gestalten.

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